Seitdem ChatGPT im November 2022 seinen Einstand feierte, herrscht überall auf der Welt große Aufregung und Nervosität wegen der potenziellen Auswirkungen auf alle möglichen Bereiche – von der kindlichen Entwicklung bis hin zur Unternehmensführung. Vor allem eine Frage wird immer wieder gestellt: Ersetzt KI meinen Job?

Für Fachleute steht die Arbeitswelt vor einem gewaltigen Umbruch. In den wenigen Monaten seit ihrer Premiere hat diese KI-Technologie fast alle Aspekte des Personalwesens geprägt. Der Einfluss reicht von der Personalplanung und Unternehmenskultur bis hin zum Bereich Lernen und Entwicklung (engl. L&D) und der Überwachung von Performancemetriken. Dabei müssen sich HR-Fachleute nicht nur auf die neue Technologie und ihre Auswirkungen einstellen. Sie müssen auch die in Panik geratenen Fachkräfte beruhigen, die Sorge davor haben, bald überflüssig zu sein.

Alle Betroffenen sollten sich darüber bewusst sein, dass Kund*innen und Geschäftspartner echte Beziehungen zu echten Menschen schätzen. Gewiss ist die KI für Unternehmen attraktiv, die an Budget- und Stellenkürzungen interessiert sind – insbesondere in wirtschaftlich rauen Zeiten. Doch sie ist in erster Linie als Werkzeug zu betrachten, mit dem deine Mitarbeitenden ihre Effizienz steigern sowie den Stresslevel und die Burnout-Gefahr für alle (auch für dich und deine HR-Kolleg*innen) senken können. KI ist auch dazu da, das Hauptaugenmerk wieder auf strategisches und kreatives Denken zu richten – die Säulen, die dein Unternehmen von der Konkurrenz unterscheiden.

Erste Auswirkungen der generativen KI auf die Arbeitswelt

Es liegt zwar erst ein paar Monate zurück, doch eine Umfrage von Resume Builder unter 1.000 Führungskräften hat ergeben: „Eines von vier Unternehmen hat bereits Mitarbeitende durch ChatGPT ersetzt“ und „48 Prozent der Unternehmen, die mit ChatGPT arbeiten, haben angegeben, dass Mitarbeitende durch die Anwendung ersetzt wurden“.

Dass einige Unternehmen Mitarbeitende durch KI ersetzen, bedeutet jedoch nicht, dass alle dies tun werden oder sollten. Schließlich sollte „KI die menschliche Intelligenz verstärken, nicht ersetzen“, wie es HBR formuliert.

Sicherlich sind KI- und Automatisierungstools im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit von Vorteil; dennoch sollten Unternehmensleitung und HR vorsichtig sein mit „Kostensenkungsstrategien, bei denen Maschinen als neue Super-Arbeitskräfte eingesetzt werden, die sich den Menschen letztlich zum Untertan machen können“. Vielmehr liege der Schlüssel zu einer „tatsächlich intelligenten Art der zukünftigen Arbeit“ in der Zusammenarbeit von Mensch und KI.

Um auch in Zukunft relevant und erfolgreich zu sein, muss die HR-Abteilung dem Unternehmen helfen, die KI in die regulären Arbeitsabläufe zu integrieren. So sollte die KI zur Effizienzsteigerung und Prozessoptimierung eingesetzt werden, um den Mitarbeitenden das Leben zu erleichtern und sie zu entlasten. Hinzu kommt, dass die KI die Kreativität und das strategische Denken der Mitarbeitenden fördern kann. Dies gilt für alle Abteilungen eines Unternehmens, auch für den HR-Bereich.

KI in Personalpraktiken einbinden

Der Einsat von KI in Unternehmen ist nichts Neues. Tatsächlich sorgt hoch entwickelte Technologie zur HR-Automatisierung bereits seit einigen Jahren für Aufsehen und steigert die Effizienz der Personalteams. So kann HR-Technologie unter anderem zu folgenden Prozessen und Ergebnissen beitragen:

  • Stellenbeschreibungen verfassen
  • Benchmarking-Informationen wie Gehälter und Zusatzleistungen gliedern und analysieren
  • Aufgaben automatisieren (z. B. Onboarding)
  • Selfservice für Mitarbeitende verbessern
  • Personalplanung, einschließlich Recruiting
  • Kommunikation und Arbeitsabläufe verbessern
  • Performance und Produktivität steigern
  • Budgetplanung
  • Arbeitsbelastung verringern
  • Ziele in Bezug auf Vielfalt, Gleichstellung, Inklusion und Zugehörigkeit (DEI&B) erreichen
  • Burnout-Niveau beobachten
  • Fluktuation verhindern
  • Training und L&D

Fällt dir ein Punkt ein, der hier nicht aufgeführt ist? Fast jede HR-Aufgabe wird durch Automatisierungs- und KI-Technologie schneller, einfacher und effektiver. Darüber können sich HR-Fachleute freuen. Die größere Herausforderung besteht darin, den Mitarbeitenden die Angst vor dem Jobverlust zu nehmen und sie durch den KI-Einsatz zu stärken, statt sie aufs Abstellgleis zu schieben.

Umschulung und Weiterbildung sind unverzichtbar

Trotz ihrer Ängste werden Menschen in Unternehmen immer eine wesentliche Rolle spielen. Denn auch die Kundschaft besteht weiterhin aus Menschen – und sie muss von den Unternehmen angesprochen, begeistert und vom Kauf überzeugt werden.

Inzwischen ist klar, dass Menschen den Umgang mit KI erlernen müssen, damit sie als Arbeitskräfte nicht überflüssig werden. Entscheidend ist dabei: Die Mitarbeitenden müssen wissen, wie sie KI-Tools integrieren und nutzen können, um die Effizienz zu optimieren, bessere Ergebnisse zu erzielen und die heutigen (und zukünftigen) Anforderungen der Arbeitswelt zu erfüllen.

Wenn du über die Integration von KI in deine regulären Arbeitsabläufe nachdenkst, solltest du insbesondere die folgenden Aspekte beachten:

  • Vorsicht vor fehlerhafter oder ungenauer KI: ChatGPT und andere generative KI-Tools versprechen zurzeit keine sachlich korrekten Informationen (und zeigen diese auch nicht immer an). Bei vielen Ungenauigkeiten der KI handelt es sich nicht nur um fehlerhafte, sondern auch um schädliche Angaben, die leicht zu Klagen wegen Verleumdung oder Datenschutzverstößen führen können.
  • Das Menschliche nicht vergessen.Besonders wichtig ist, dass du dir deine zwischenmenschlichen Kompetenzen und deine Empathie bewahrst. Diese Eigenschaften sind für den Aufbau, die Weiterentwicklung und die Pflege von Kunden- und Partnerbeziehungen geradezu unerlässlich.
  • Künftige Anti-KI-Gesetze beachten: In den USA, etwa in New York, werden bereits Gesetze ausgearbeitet, die den Einsatz von KI in Einstellungsverfahren regulieren sollen. Gesetzgeber in den USA und Europa schlagen zudem eine Reihe möglicher Vorschriften für den KI-Einsatz in der Wirtschaft vor
  • Neue Berufsbilder und Karrieren im Blick haben: Möchte jemand Chief AI Officer werden? Die Angst, dass die KI Arbeitskräfte ersetzen könnte, ist weit verbreitet. Doch es entstehen auch noch neue Funktionen und Aufgabenbereiche, bei denen es darum geht, die KI zu verstehen, zu beherrschen und erfolgreich einzuführen, etwa in Verbindung mit Digitalisierung, Data Labeling und Prompt Engineering.

Die Zeiten ändern sich im HR-Bereich

Es ist nicht wegzudiskutieren: KI wird die Arbeitswelt dauerhaft verändern, und es ist die Aufgabe der HR-Abteilung, sich neue Denk- und Arbeitsweisen einfallen zu lassen, die unter den veränderten Bedingungen und Umständen funktionieren.

Im Personalbereich kann generative KI die Mitarbeitenden entlasten, indem sie ihnen einen erheblichen Teil der Verwaltungsaufgaben abnimmt. So haben HR-Fachkräfte weniger Druck und mehr Zeit, um sich auf eher strategische Aufgaben zu konzentrieren. Auf diese Weise können sie auch Stress und Burnout reduzieren.

Allgemein betrachtet ist KI ein Instrument, das Fachkräfte künftig in ihre Arbeitsabläufe einbinden müssen. Zwar kann KI nie so innovativ sein wie die Menschen im Unternehmen, aber sie kann diese von monotonen und stupiden Verwaltungsaufgaben befreien. Es ist die Aufgabe des HR-Teams, sein Unternehmen bei der Umstellung zu unterstützen. Dabei muss der Schwerpunkt verstärkt auf die Umschulung und Weiterbildung von Fachkräften gelegt werden, damit diese auch in Zukunft kompetent, relevant und kreativ sind. Dies sind wesentliche Eigenschaften der Agilität von Unternehmen – ganz gleich, was als Nächstes kommt.


Tali Sachs

Von Tali Sachs

Tali ist Content Marketing Managerin bei HiBob. Sie dachte sich schon Geschichten aus, noch bevor sie überhaupt mit Stift und Papier etwas anfangen konnte. Wenn sie nicht gerade etwas schreibt, liest sie Science-Fiction-Romane, kuschelt mit ihren Kätzchen oder steht in der Open-Mic-Night auf der Bühne.