Das aktuelle gesellschaftspolitische Klima sorgt dafür, dass die Debatte rund um das Thema Diversität und Vielfalt immer mehr politisiert wird. Es kommt zum stetigen Schlagabtausch zwischen Unterstützung und Begrenzung von DEI-Initiativen (Diversity, Equity, Inclusion = Vielfalt, Gleichstellung, Inklusion) – manchmal selbst im gesetzlichen Rahmen.

Während in zahlreichen Ländern Gesetze erlassen werden, um die Umsetzung von DEI-Vorhaben zu unterstützen, kam es auf Bundesebene in den USA zur Umkehrung von Maßnahmen zugunsten benachteiligter Gruppen. Diverse US-Bundesstaaten verbieten nun gänzlich Diversitäts- und Inklusions-Initiativen aufgrund der Ethnizität oder des Geschlechts.

Neben diesem Rückschlag auf rechtlicher Ebene kommt hinzu, dass eine unberechenbare Wirtschaftslage viele Unternehmen zur Kürzung ihrer Budgets zwingt – DEI-Initiativen sind häufig die ersten Bereiche, die abgebaut werden. Doch wie wirkt sich dieser Widerstand gegen DEI im echten Leben aus? Inwieweit sind diese Auswirkungen für Mitarbeitende am Arbeitsplatz spürbar?

Die Entwicklung berufstätiger Frauen in Zahlen

Anlässlich des Internationalen Frauentags haben wir mit unserer dritten Jahresumfrage zum Thema Frauen am globalen Arbeitsmarkt die Gleichstellung der Geschlechter näher beleuchtet.

Dazu haben wir 7.000 Personen in den USA, im Vereinigten Königreich, in Deutschland und in Australien zu ihrer Wahrnehmung von Frauen am Arbeitsplatz befragt. Es wurde deutlich: Auch wenn schon viel erreicht wurde, haben wir bis zu unserem Ziel von echter Gleichstellung und Gleichberechtigung noch einen weiten Weg vor uns.

Im Allgemeinen kann man sagen, dass sich die Gleichberechtigung auf dem Weg der Besserung befindet.

Frauen haben immer mehr Vertrauen in ihre Leistung bei der Arbeit

Frauen aller vier befragten Regionen fühlen sich zuversichtlicher und selbstsicherer als im letzten Jahr, was ihre Leistung bei der Arbeit betrifft.

Im Vereinigten Königreich gaben 93 % der Frauen an, sich sehr selbstsicher oder meist selbstsicher hinsichtlich ihrer Leistung bei der Arbeit zu fühlen (im Vergleich zu 92 % im Vorjahr). In den USA stieg das Selbstvertrauen in die eigene berufliche Leistung bei Frauen um 10 % von 86 % im Vorjahr auf 96 % in der diesjährigen Umfrage.

In Australien und Deutschland konnten sogar noch größere Anstiege verzeichnet werden. In Deutschland gaben 81 % der Frauen an, sich sehr selbstsicher oder meist selbstsicher hinsichtlich ihrer Leistung bei der Arbeit zu fühlen (im Vergleich zu 56 % im Vorjahr). In Australien stieg das Selbstvertrauen der Frauen um unglaubliche 33 % von nur 52 % im Vorjahr auf 85 % in diesem Jahr.

Die meisten Frauen fühlen sich Männern gegenüber gleichwertig befördert

Auf die Frage, ob sie ihrer Meinung nach im gleichen Maße wie die Männer im Unternehmen befördert werden, fielen die Antworten je nach Region unterschiedlich aus.

Im Vereinigten Königreich empfanden lediglich 55 % der Frauen eine gleichwertige Beförderung von Frauen und Männern im Unternehmen gegenüber 57 % im Vorjahr. Gleichzeitig hatten 70 % der Männer das Gefühl, dass Frauen und Männer gleichwertig befördert werden.

In den USA waren 61 % der Frauen der Meinung, dass sie im gleichen Maße wie die Männer im Unternehmen befördert werden (im Vergleich zu 54 % im Vorjahr). Die Männer, die in unserer Jahresumfrage in den USA die gleiche Frage gestellt bekamen, stimmten zu 80 % dafür, dass Frauen und Männer gleichwertig befördert werden.

Die Antworten in Australien und Deutschland fielen ähnlich aus. In Australien gaben in diesem Jahr 54 % der Frauen an, dass sie das Gefühl hatten, im gleichen Maße wie die Männer im Unternehmen befördert zu werden (gegenüber lediglich 41 % im Vorjahr), allerdings empfanden 76 % der Männer in Australien eine gleichwertige Beförderung von Frauen und Männern.

In Deutschland empfanden 53 % der Frauen eine gleichwertige Beförderung von Frauen und Männern im Unternehmen gegenüber 40 % im Vorjahr (gleichzeitig hatten 70 % der Männer das Gefühl, dass Frauen und Männer gleichwertig befördert werden).

Die meisten Frauen haben das Gefühl, dass Männer und Frauen für die gleiche Position gleich bezahlt werden

Die Frage, ob Frauen und Männer für die gleiche Position im Unternehmen ihrer Meinung nach gleich bezahlt werden, bejahte mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmenden im Vereinigten Königreich (58 %), in den USA (56 %) und in Australien (54 %). Damit haben sich die Zahlen in diesen Ländern im Vergleich zum Vorjahr verbessert. In Deutschland sind die Zahlen jedoch drastisch gesunken.

Nur 3 % der Frauen in Deutschland gaben an, das Gefühl zu haben, dass Frauen und Männer für die gleiche Position gleich bezahlt werden. Damit sinkt der Prozentsatz von 37 % im Vorjahr um enttäuschende 34 %.

Die gleiche Frage unserer Umfrage bejahten 48 % der Männer in Deutschland, 80 % der Männer in Australien, 82 % der Männer in den USA und 79 % der Männer im Vereinigten Königreich. Die Diskrepanz in der Wahrnehmung zwischen den Geschlechtern ist also nach wie vor gewaltig.

Frauen fühlen sich zunehmend wohler und qualifizierter bei der Arbeit

In der Frage der Gleichstellung von Frauen und Männern geht es zwar langsam voran, doch der Trend zeigt nach oben. Die Frage, ob sie sich jemals durch Kolleginnen oder Kollegen aufgrund ihres Geschlechts unwohl oder weniger qualifiziert am Arbeitsplatz gefühlt haben, verneinte die Mehrheit der Frauen.

Im Vereinigten Königreich gaben 77 % der Frauen an, sich noch nie durch andere aufgrund ihres Geschlechts unwohl oder weniger qualifiziert am Arbeitsplatz gefühlt zu haben. Damit blieb der Prozentsatz auf dem gleichen Level wie im Vorjahr. Jedoch gaben 2023 und 2024 23 % der Frauen an, sich durch andere unwohl gefühlt zu haben. Hier besteht noch enormes Verbesserungspotenzial.

Die gute Nachricht: Der Prozentsatz der Frauen, die angaben, sich noch nie durch andere aufgrund ihres Geschlechts unwohl oder weniger qualifiziert am Arbeitsplatz gefühlt zu haben, stieg sowohl in den USA (von 68 % im Jahr 2023 auf 78 % im Jahr 2024) als auch in Australien (von 55 % im Jahr 2023 auf 72 % im Jahr 2024).

In Deutschland hingegen gaben nur 27 % der Frauen an, dass sie am Arbeitsplatz noch nie so behandelt wurden, dass sie sich unwohl oder weniger qualifiziert fühlten (im Vergleich zu 60 % im Vorjahr).

Frauen sollten die Anerkennung erhalten, die sie verdienen

Insgesamt lässt sich festhalten, dass sich die Lage für Frauen in der globalen Arbeitswelt verbessert. Auch wenn es sich manchmal nach einem aussichtslosen Kampf anfühlt, eine Gleichstellung für alle zu erreichen, so lässt sich doch einiges tun, um den Arbeitsplatz gleichberechtigter, gerechter und inklusiver zu gestalten. Dazu braucht es proaktive (und einfache) Initiativen für den Alltag, die deiner Unternehmenskultur den nötigen Aufschwung verleihen.

1. Finde heraus, wie gut Frauen in der lokalen Wirtschaft und Verwaltung vertreten sind

Dank regelmäßiger Sensibilisierungskampagnen hat der Kampf um die Gleichstellung der Geschlechter in unserer modernen Gesellschaft große Fortschritte gemacht. Häufig beginnen wirkungsvolle Initiativen auf lokaler Ebene. Beteilige dich an den Kampagnen, indem du Vortragende dazu einlädst, über die Repräsentation (oder Unterrepräsentation) von Frauen in lokalen Unternehmen und Regierungsorganisationen zu sprechen. Oder stelle deinen Teams Unternehmerinnen aus der Region vor, um eine Zusammenarbeit zugunsten der Geschlechtergleichstellung zu erörtern.

2. Starte Praktikums- und Mentoring-Programme für Frauen und Mädchen

Wie immer gilt: Eine Investition in die Mitarbeitenden ist eine Investition ins Unternehmen. Mit Praktikumsprogrammen für Mädchen und junge Frauen können Branchen kennengelernt, Erfahrungen gesammelt und Kompetenzen gestärkt werden.

Mentoring-Programme von Frauen für Frauen können die Führungsqualität verbessern, Vertrauen in die eigenen beruflichen Fähigkeiten schaffen und den Grundstein für talentierte Führungskräfte der nächsten Generation legen. Strategische Programme wie diese tragen dazu bei, die Qualifikationslücke zu schließen und gleichzeitig eine gesunde Unternehmenskultur mit vielfältigen und inklusiven Teams aller Geschlechter aufzubauen.

3. Veranstalte Empowerment-Treffen für Frauen

Veranstalte professionelle Empowerment-Treffen und biete damit weiblichen Teammitgliedern, Bewerberinnen, Kundinnen und Geschäftspartnerinnen eine passende Plattform, um nützliche Beziehungen aufzubauen, die zu einem gesunden Karrierewachstum beitragen.

Diese Treffen bieten Frauen eine sichere Umgebung, in der sie sich persönlich und beruflich weiterentwickeln können. Sie sind zudem entscheidend, um eine inklusive und vielfältige Unternehmenskultur zu fördern, in der Diversität und Gleichberechtigung an vorderster Stelle stehen.

Werde kreativ und biete eine Vielzahl von unterschiedlichen Aktivitäten und Netzwerkmöglichkeiten an, z. B.:

  • Podiumsdiskussionen mit Führungskräften. Auf diese Weise bietest du erfolgreichen weiblichen Führungskräften eine Plattform, über die sie ihre Erfahrungen teilen, Wissen vermitteln und andere Frauen auf ihrer beruflichen Reise inspirieren (und anleiten) können.
  • Workshops. In interaktiven Sitzungen können Teilnehmerinnen ihre beruflichen Kompetenzen ausbauen, etwa in den Bereichen Verhandlungsgeschick, Personalmanagement, Führungskompetenz und Entscheidungsfindung.

4. Besprich gesundheitliche und frauenspezifische Zusatzleistungen in deinem Unternehmen

Frauen lassen sich mit frauenspezifischen Zusatzleistungen ideal unterstützen. Dazu gehören etwa Gesundheitsdienstleistungen, geteilte Elternzeit, flexible Arbeitsstrukturen und Mentoring-Möglichkeiten durch Führungskräfte. Überprüfe dein Leistungsangebot – möglicherweise lässt es sich durch attraktive frauenspezifische Leistungen ergänzen oder du kannst bestehende Leistungen weiter verbessern.

Sollte es noch keine geben, kannst du dir überlegen, eine ERG (Employee Resource Group, Arbeitskräftegruppe) ins Leben zu rufen, in der Frauen ihre Anliegen in einem sicheren Rahmen besprechen und wertvolles Feedback zu den frauenspezifischen Leistungspaketen des Unternehmens geben können.

Am wichtigsten ist es, deinen Teams zu verdeutlichen, wie sie ihre Leistungen optimal nutzen können. In Informationsveranstaltungen können Mitarbeitende über die verfügbaren Zusatzleistungen und den Zugriff darauf informiert werden.

5. Diskutiere Lohngleichheit in deinem Unternehmen

Weltweit wird einiges dafür getan, um die Lohnlücke zu schließen, doch es geht nur langsam voran. Um die Lohngerechtigkeit im Unternehmen zu verbessern, solltest du mit deinen Mitarbeitenden offen über Gehälter sprechen.

Lohngleichheit lässt sich nur im Team erreichen und braucht Zeit. Gehaltstransparenz ist ein wesentliches Kriterium. Besprich mit deinen Teams, wo diese stehen (und wieso) und nimm ihre Rückmeldungen an.

Frauen-Empowerment zu jeder Zeit

Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, um echte Gleichberechtigung am Arbeitsplatz zu erzielen. Doch ein großes Stück ist schon geschafft.

Der Internationale Frauentag ist der ideale Zeitpunkt, um unsere strategische Ausrichtung bei der Gleichstellung der Geschlechter neu zu beurteilen. Das erreichen wir mit konkreten mitarbeiterorientierten Programmen, die zu den Geschäftsprioritäten passen.

Wir sollten uns Zeit nehmen und überlegen, wo wir uns befinden, wo wir hin möchten und wie wir dorthin kommen. Setze dir neue Ziele und erkunde innovative Möglichkeiten, um Chancen für Frauen und Menschen aller Geschlechter am Arbeitsplatz zu schaffen. Wenn es um die Zukunft von Gleichheit und Gleichberechtigung geht, sollten wir immer hoch hinaus wollen.


Tali Sachs

Von Tali Sachs

Tali ist Content Marketing Managerin bei HiBob. Sie dachte sich schon Geschichten aus, noch bevor sie überhaupt mit Stift und Papier etwas anfangen konnte. Wenn sie nicht gerade etwas schreibt, liest sie Science-Fiction-Romane, kuschelt mit ihren Kätzchen oder steht in der Open-Mic-Night auf der Bühne.