Anlässlich des diesjährigen Weltfrauentags präsentiert HiBob die neuesten Erkenntnisse aus der dritten jährlichen Studie „Arbeitnehmerinnen in der modernen deutschen Arbeitswelt“. An der umfangreichen bundesweiten Online-Umfrage nahmen im Januar 2024 1.000 Vollzeitbeschäftigte im Alter von mindestens 25 Jahren teil, wobei 55 % der Teilnehmenden Männer und 45 % Frauen waren. Die Studie befasst sich mit den Unterschieden von hybriden Arbeitsmodellen im Vergleich zur Arbeit im Büro und untersucht wichtige Gleichstellungsaspekte wie Bezahlung, Beförderung, Zusatzleistungen und Besetzung von Führungspositionen.

Die Studie kommt zu einer Zeit, in der Frauen immer noch mit großen Herausforderungen konfrontiert sind, wie z. B. einem durchschnittlichen Lohngefälle von 18 % im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen. Diese Ungleichheit lässt erahnen, wie schwierig es in absehbarer Zukunft sein wird, eine Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen. Die Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts in Düsseldorf aus dem Jahr 2022 enthüllt diese bittere Realität für Frauen in der deutschen Arbeitswelt.

Erst kürzlich hat Deutschland mit der Einführung feministischer außenpolitischer Leitlinien ein neues Kapitel in seiner diplomatischen Geschichte aufgeschlagen, das die Gleichstellung der Geschlechter und die Rechte der Frauen in den Vordergrund der Außenbeziehungen des Landes rücken soll.

Die Initiative nimmt die vorhandenen Gender Gaps (wahrgenommene und reale) in den Blick und soll zum laufenden Dialog über die Gleichstellung der Geschlechter und die Dynamik der Belegschaft in der deutschen Berufswelt beitragen.

Die wichtigsten Erkenntnisse

  • Frauen sind nach wie vor im Nachteil, wenn es um Gehalt und Karriere geht.   
  • Für Frauen ist fehlende Flexibilität ein Grund, den Arbeitgeber zu wechseln. Und das nach einem Jahr, in dem deutlich mehr Frauen als Männer von ihren Arbeitgebern entlassen wurden.
  • Frauen haben immer noch das Gefühl, dass sie Präsenz zeigen müssen, um beruflich voranzukommen.
  • Mangelnde Gehaltstransparenz ist weiterhin eine Herausforderung für Arbeitnehmerinnen in Deutschland, die die gleiche Bezahlung wie ihre männlichen Kollegen anstreben.
  • Trotz Quoten fehlt es Frauen immer noch an echter betrieblicher Unterstützung, um Karrieren als Führungskräfte einzuschlagen.

1. Frauen sind mit deutlichen Ungleichheiten bei der Bezahlung und Beförderung konfrontiert, die durch weit verbreitete falsche Vorstellungen über ihre beruflichen Erfahrungen noch verschärft werden

Die Studienergebnisse machen deutlich, dass zwischen der Wahrnehmung und der Realität des Status quo der weiblichen Arbeitskräfte eine große Lücke besteht. Während die Mehrheit der Männer (71 %) glaubt, dass es gleiche Aufstiegschancen gibt, teilen nur 53 % der Frauen diese Ansicht.

Auffallend ist, dass 41 % der Frauen glauben, dass Männer häufiger und schneller befördert werden, wohingegen nur 6 % der Befragten meinen, dass Frauen schneller befördert werden.

Was die Gehälter angeht, so erhielten 34 % der Befragten im Jahr 2023 eine Gehaltserhöhung, wobei die Unterschiede zwischen den Geschlechtern signifikant sind: 37 % der Männer erhielten eine Gehaltserhöhung, aber nur 29 % der Frauen. Ein beachtlicher Teil, fast ein Fünftel (19 %) aller Umfrageteilnehmenden, gab an, im Jahr 2023 gar keine Gehaltserhöhung oder Beförderung erhalten zu haben. Innerhalb dieser Gruppe war der Anteil der Frauen (22 %) höher als der der Männer (17 %).

Beunruhigende 19 % haben im Jahr 2023 weder eine Gehaltserhöhung noch eine Beförderung erfahren.

Auch in puncto Selbstvertrauen unterscheiden sich die Geschlechter: 82 % der Befragten sind mit ihren eigenen Arbeitsleistungen zufrieden. 84 % der Männer äußern sich hierzu selbstbewusst, während nur 57 % der Frauen ähnlich selbstbewusst reagieren. Nur 3 % der Befragten gaben Probleme mit dem Selbstvertrauen an. Das Gesamtbild unterstreicht die Herausforderungen, denen Frauen in Bezug auf Gehalt, Beförderung und Selbstvertrauen im Berufsleben gegenüberstehen.

2. Geht es um Gründe für den Wechsel der Arbeitsstelle, priorisieren Frauen eher mehr Flexibilität als Gehalt – obwohl 2023 deutlich mehr Frauen als Männer von ihren Arbeitgebern entlassen wurden.

Im Jahr 2023 wurden doppelt so viele Frauen wie Männer entlassen, und 2024 entscheiden sich viele Menschen (insbesondere Männer, 66 %) bewusst dafür, in ihrem Job zu bleiben. 71 % geben an, dass sie ihre derzeitige Position beibehalten wollen, wobei alarmierenderweise nur 13 % der Frauen zu dieser Gruppe gehören. Dies deutet daraufhin, dass viele Frauen ihre Arbeitsstelle wechseln möchten, um mehr Arbeitsplatzsicherheit zu erreichen.

Das Bedürfnis nach Arbeitsplatzsicherheit könnte durch die geopolitischen und wirtschaftlichen Krisenzeiten beeinflusst worden sein.

Den Studienergebnissen zufolge gibt die Mehrheit (17 %) aller Befragten an, dass sie für eine besser bezahlte Position den Arbeitgeber wechseln würden. Weitere Kündigungsbeschleuniger sind die Wünsche nach mehr Flexibilität und Arbeitsplatzsicherheit. 66 % der befragten Frauen würden für flexiblere Arbeitsregelungen das Unternehmen verlassen, während 13 % für eine Gehaltserhöhung den Job wechseln würden. Bei den Männern hingegen lässt sich keine eindeutige Präferenz erkennen: 17 % von ihnen bevorzugen eine Gehaltserhöhung, 12 % wünschen sich mehr Flexibilität und 8 % von ihnen hoffen auf mehr Arbeitsplatzsicherheit.

Die überwiegende Wunsch nach Flexibilität wird noch dadurch unterstrichen, dass die Mehrheit der Befragten ein hybrides Arbeitsmodellbevorzugt. Flexibilität scheint ein essenzieller Bestandteil deutscher Erwartungen an den Arbeitsmarkt geworden zu sein. Bemerkenswert ist allerdings, dass 34 % der Frauen feste Tage im Büro der freien Wahl vorziehen.

Außerdem liefert die Studie interessante Erkenntnisse in Bezug auf die Arbeitszeiten: Mehr Frauen (16 %) als Männer (6 %) bevorzugen eine 4-Tage-Woche im Büro mit anteiliger Bezahlung. Auch wenn dieses Modell nicht überall beliebt ist, spiegelt es doch die unterschiedlichen Präferenzen innerhalb der Belegschaft wider.

Die Studienergebnisse zeigen auf, dass sich viele Arbeitnehmer:innen an ihr Unternehmen binden und in ihren aktuellen Positionen bleiben möchten. Dieser Trend wird auch als „Big Stay“ bezeichnet und ist möglicherweise durch die gegenwärtigen globalen Unsicherheiten bedingt. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Präferenzen für den Verbleib im Unternehmen und den Beweggründen für einen Arbeitsplatzwechsel machen deutlich, dass die Erfahrungen von Männern und Frauen am Arbeitsplatz sehr unterschiedlich sind. Der Wunsch nach mehr Flexibilität und Struktur, vor allem bei den Frauen, deutet darauf hin, dass sich die Erwartungen an den Arbeitsplatz verändern. Infolgedessen sollten die Unternehmen darüber nachdenken, wie sie die geschlechtsspezifischen Bedürfnisse und Vorlieben im Berufsleben berücksichtigen können.

3. Frauen spüren weiterhin den Druck, bei der Arbeit Präsenz zeigen zu müssen, um in ihrer Karriere voranzukommen

Die wichtigsten Gründe, ins Büro zu gehen, scheinen sich um das Zusammensein mit Menschen zu drehen, sowohl auf beruflicher als auch auf sozialer Ebene – trotz der zunehmenden Verbreitung und Bevorzugung von Hybridmodellen und mehr Flexibilität. Der persönliche Kontakt ist nach wie vor der Hauptgrund, um ins Büro zu gehen.

Die Sichtbarkeit unter den Kolleg:innen (18 %), der direkte Austausch mit dem Team (18 %), der Wunsch, die Grenze zwischen Privatleben und Arbeit zu wahren (13 %) oder ein integraler Bestandteil der Arbeitskultur zu sein (12 %), zeigen, dass das Büro ein Zentrum der beruflichen Verbundenheit ist.

Bei der Betrachtung der geschlechtsspezifischen Unterschiede wird deutlich, dass Männer in höherem Maße (19 %) aufgrund der eigenen Sichtbarkeit und Selbstvermarktung ins Büro gehen, während dies nur 6 % der Frauen tun. Ein ähnlicher Trend ist bei der Bewertung von persönlichen Kontakten zu beobachten: 17 % der Männer halten dies für einen wichtigen Grund für den Gang ins Büro, während nur 8 % der Frauen diese Meinung teilen. Besonders auffällig ist, dass 20 % der Frauen einen Tapetenwechsel als Hauptgrund für den Gang ins Büro nennen und damit die Gesamtquote von 9 % übertreffen.

Wenn wir einen Blick auf die Erwartungen an die Work-Life-Balance im Jahr 2024 werfen, zeigen die Ergebnisse, dass eine Mehrheit von 42 % keine Veränderung ihrer Work-Life-Balance im Vergleich zum Vorjahr erwartet, wobei im Vergleich zu Frauen (38 %) eine etwas höhere Anzahl von Männern (45 %) diese Ansicht vertritt.

Optimismus herrscht bei beiden Geschlechtern, denn 22 % der Männer und Frauen erwarten eine Verbesserung ihrer Work-Life-Balance im kommenden Jahr.

4. Anhaltende Lohnunterschiede und ein Mangel an Gehaltstransparenz stellen für weibliche Angestellte in Deutschland eine anhaltende Herausforderung dar

In der deutschen Unternehmenslandschaft zeigt sich ein extremes Missverhältnis in der Wahrnehmung von Lohngleichheit und Transparenz zwischen den Geschlechtern. Nur 3 % der Frauen sind der Meinung, dass sie für die gleichen Aufgaben gleich entlohnt werden wie Männer. Das steht im starken Kontrast zu der optimistischeren Ansicht von 48 % der Männer.

Fast die Hälfte der befragten Frauen (48 %) sieht ein Lohngefälle zwischen den Geschlechtern, während nur 37 % der befragten Männer diese Sorge teilen. Die Gehaltstransparenz scheint in Deutschland noch nicht in der Arbeitswelt angekommen zu sein, zumal die Mehrheit der Befragten (31 %) angibt, dass ihr Unternehmen keine Gehaltsinformationen offenlegt. Bemerkenswert ist, dass 28 % der Frauen sich eher skeptisch über die Bemühungen zur Verbesserung der Gehaltstransparenz äußern, während nur 5 % der Männer diese Ansicht teilen.

In Bezug auf Frauen in Führungspositionen sehen 39 % der Befragten ein mangelndes Engagement ihrer Unternehmen bei der Einführung oder Förderung der Geschlechtervielfalt auf der Führungsebene, während 30 % der Befragten der Meinung sind, dass ihre Unternehmen bereits ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen in Führungspositionen erreicht haben.

Diese Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit gemeinsamer Anstrengungen von Wirtschaft und Industrie, um diese Kluft zu überwinden und eine gerechtere Berufslandschaft für weibliche Fachkräfte zu schaffen.

5. Frauen sehen sich trotz Einführung von Quoten weiterhin mit einem Mangel an echtem Engagement der Unternehmen für die Karriereentwicklung von weiblichen Führungskräften konfrontiert.

Die Aussichten für Frauen in Führungspositionen in deutschen Unternehmen sind nach wie vor von Herausforderungen geprägt. 39 % der Befragten sind der Meinung, dass es in ihren Unternehmen an echtem Engagement für die Beförderung von Frauen in Führungspositionen mangelt, was auf ein hartnäckiges Zögern der Branche hinweist, sich für Verbesserungen in diesem Bereich einzusetzen.

Gleichzeitig geben 30 % an, dass ihr Unternehmen eine ausgewogene Vertretung von Frauen in Führungspositionen erreicht hat – eine Ansicht, die mehr Männer (29 %) als Frauen (15 %) vertreten.

19 % der Befragten erkennen Bestrebungen ihrer Arbeitgebenden, Frauen in ihren Unternehmen zu fördern, wobei der Anteil der Männer (19 %) deutlich höher ist als der der Frauen (8 %). Allerdings nehmen nur 16 % der Befragten diese Bestrebungen in puncto Führungsverantwortung wahr – 4 % davon sind Frauen und 16 % Männer. Die Wirksamkeit der Frauenquote wird hinterfragt: 15 % der befragten Frauen sind der Meinung, dass die bestehenden Quoten keine wesentlichen Veränderungen bewirken, wohingegen nur 8 % der Männer dieser Meinung sind.

Die Studienergebnisse deuten auf einen herausfordernden und steinigen Weg für deutsche Frauen hin, die eine Karriere in Führungspositionen anstreben. Die Daten suggerieren, dass sich die Unternehmen weiterhin für Geschlechtervielfalt in Führungspositionen engagieren müssen. Die Wirksamkeit der bestehenden Quoten muss hinterfragt werden, um greifbarere und gerechtere Zustände für die Frauen in der deutschen Arbeitswelt zu erzielen.

Über die Umfrage

Die Umfrage „Arbeitnehmerinnen in der modernen deutschen Arbeitswelt 2024“ wurde im Januar 2024 durchgeführt und liefert Erkenntnisse aus einer Gruppe von 1.000 Befragten. Von den Befragten sind 45 % weiblich und 55 % männlich. 35 % der Befragten arbeiten Vollzeit im Büro, während 47 % ein hybrides Arbeitsmodell nutzen. Die Unternehmensgrößen variieren, wobei die größte Gruppe (47 %) in mittelständischen Unternehmen arbeitet. Das Berufsspektrum ist breit gefächert, die größte Gruppe (18 %) ist jedoch in den Bereichen Ingenieurwesen/Technik und Entwicklung tätig. 73 % der Teilnehmenden sind Eltern oder kümmern sich um Angehörige, was auf eine enge Verflechtung von Berufs- und Privatleben hindeutet. 54 % der Studienteilnehmer:innen arbeiten als Angestellte ohne Führungsverantwortung, während 46 % eine Führungsposition innehaben und in ihren jeweiligen Unternehmen Teams leiten.